Jungtaubenkrankheit
Der Begriff Jungtaubenkrankheit ist im Laufe der Zeit aufgekommen. Früher war die Rede von Adenocoli. Doch der Inhalt des Problems wurde vom Begriff Adenocoli oder einfach Coli nicht mehr ganz gerecht. Ursprünglich handelte es sich um die Symptome Erbrechen und Durchfall die die Jungtauben in den Monaten Mai bis Juni befallen konnten. Heutzutage berichten Züchter manchmal schon im Februar von ‘Coli’. In viele dieser Fällen ist dan einfach etwas ganz anderes los. Weil derartige Symptome unterschiedliche Ursachen haben können spricht man jetzt also oft von der Jungtaubenkrankheit.
Ende der 80-er Jahren wurde der Taubensport aufgeschreckt von eine Form von heftigen Durchfall und Erbrechen. Weil die Tauben oft vorher schon Moos suchten und davon frassen wurde falschlicherweise gedacht das dieses Moosfressen die Ursache vom Erbrechen war. Einige Zeit später wurde festgestellt das es sich um eine Infektion mit dem Adenovirus handelte. Meistens waren die Beschwerden schnell behoben mit der Gabe von Elektrolyte. Wurde das Krankheitsbild verschlimmert durch eine dazukommende Infektion mit eine Escherichia Coli Bakterie, dann gelang und gelingt es oft nicht um ohne Antibiotika die Beschwerden schnell verschwinden zu lassen. Eine vorbeugende Vorgehensweise mit säuerende Kräutergetränken konnte einerseids in vielen Fällen die Ausbrüche der Krankheit vorbeugen, andererseids waren die Symptome bei eine vorbeugende Gabe dieser Getränken meistens schneller verschwunden wenn die Krankheit trotzdem ausbrach.
Eine Anzahl dieser Ausbrüchen wobei der Züchter an ‘die Coli’ denkt werden überhaupt nicht hierdurch verursacht. Aber der durchschnittliche Züchter ist meistens so sehr focussiert auf schnellem Eingreifen bei den ersten Symptomen von Erbrechen und abweichender Kot bei den Jungtauben, das Antibiotika oft schon gegeben werden bevor festgestellt wurde ob es sich tatsächlich um diese Krankheit handelt. Im Falle einer heftigen Hexamiteninfektion kann es vorkommen das die Tauben die gleichen Symptome scheinen zu haben.
Die Tiere reagieren dann oft nicht oder nur für kurze Zeit auf die Antiobiotikabehandlung. Ich höre dann oft von Züchter das sie denken dass sie schon wieder Probleme haben mit Coli und das die Medikamente also nicht stark genug waren. In diesen Fällen ist es dann viel besser um einen Kloaken-Abstrich machen zu lassen. Die Hexamiten sind dann oft in grosser Anzahl anwesend. Bei dieser Infektion sehen wir der grüne Kot und andere Symptome oft träge durch die Truppe Tauben gehen. Dann hat diese Taube die Symptome und einige Tage später wieder eine Andere. Eine gute Behandlung mit ein Mittel das gegen Trichomonaden und Hexamiten wirkt löst das Problem meistens in kurze Zeit. Möchte man sich die Mühe nicht machen um die Tauben untersuchen zu lassen, dann wird bevorzugt ein Mittel zu benutzen das gegen beiden wirksam ist. In diesem Fall muss das nicht unbedingt eine falsche Vorgehensweise sein weil Hexamite den Darm oft auch schwächen wodurch die Tauben empfindlicher werden für andere Darminfektionen. Schwere Infektionen mit Trichomonaden können auch Beschwerden geben vom Magen-Darm-Trakt und sollen genauso behandelt werden wie Hexamiten.
Die Darmbeschwerden sehen wir in den letzten Jahren manchmal auch wenn die Tauben infiziert sind mit dem Paramyxovirus. Wo dieser Virus früher das eher klassische Bild vom Drehnacken mit wasserdünnem Kot zeigte, sehen wir jetzt auch Fälle von Durchfall wobei bei Untersuchung der Paramyxovirus festgestellt wird. Mit Hilfe von Schnelltests ist schnell zwischen die originale Adenovirusinfektion und eine Paramyxovirusinfektion zu unterscheiden. Es gibt auch immer mehr Tierärzte die empfehlen um die Tauben im ersten Lebensjahr zweimal gegen Paramyxo zu impfen. Vor Allem weil sich jetzt auch ergeben hat das bei geimpfte Tauben manchmal das Virus im Kot nachgewiesen werden kann.
Wenn man der Kombi Impfstoff Paramyxo-Herpes benutzt impft man die Jungtauben sowieso zweimal. Die Züchter die die Möglichkeit benutzen um die Jungtauben mit diesem Impfstoff impfen zu lassen sind im Grossteil sehr zufrieden über die Resultate. Oft wird gesagt das der Eindruck besteht dass die Jungtauben durch die Impfung viel weniger Luftwegeprobleme haben. Besser noch; oft wird sogar berichtet das nach dieser doppelten Impfung die Jungtaubenkrankheit nicht mehr vorgekommen ist nach langer Zeit. Nun schützt diese Impfung natürlich nicht gegen die Jungtaubenkrankheit.
Aber möglicherweise wird durch die Impfung der Immunstatus der Tauben verbessert wodurch auch die Empfindlichkeit der Tauben für diese Krankheit abnimmt. Diese Annahmen müssen jedoch noch wissenschaftlich untersucht werden. Es handelt sich hier nur um eine Praxiswahrnemung. Inzwischen aber von eine grosse Anzahl Taubenzüchter bestätigt. Die Anwesenheit vom Herpesvirus bei Tauben führt im Allgemeinen zu Schwächung des Immunsystems wodurch die Tauben empfindlicher zu sein scheinen für viele banale Infektionen. Schläge wo dieser Virus herumgeht verlieren meistens dann auch viel mehr Jungtauben als Schläge wo dieser Virus nicht vorkommt. Das gleiche Bild sehen wir bei die von uns festgestellte Bakterie in 2013. Schläge die hiermit grossräumiger infiziert sind haben grössere Verluste als Schläge die an diese Infizierung entkommen sind.
Natürlich kan im Falle einer heftigen Kokzidiose Infektion der Kot auch ernsthaft schlecht werden, ebenso wie bei einer Infektion mit Streptokokken und andere Bakterien aus der Gruppe der Enterobacteriacae.
Es gibt Schläge die jährlich Probleme zu haben scheinen mit der Jungtaubenkrankheit während andere Schläge schon seit Jahren frei sind von dieser Krankheit. In unsere Klinik haben wird stark den Eindruck das die Schläge die es darauf ankommen lassen und frequent kuren sobald sie die ersten Symptome sehen, mehr und öfter hiermit zu tun haben als Schläge die sich mit vorbeugende Vorgehensweisen beschäftigen. Bei eine vorbeugende Vorgehensweise müssen wir hier dann denken an eine gründliche Impfung mit verfügbare Impfstoffe gegen Krankheiten womit die Jungtauben zu tun haben können. Zudem ist es auf den Schlägen wo diese Symptome viel weniger vorkommen auffällig das da mehr natürliche Mittel benutzt werden um den Darm zu unterstützen. Dabei müssen wir dann denken an Säuerung mit verfügbare Kräutergetränken, aber auch an Probiotika.
Es gibt auch diverse Produkte auf Basis von Kolostrumeiweisse die als Ziel haben die schädliche E. Coli Bakterien an sich zu binden. Auch hiervon scheint eine vorbeugende Wirkung aus zu gehen. Aber trotz alle gute Vorsorgen, wenn der Infektionsdruck in den Körben zu gross ist, kann auch bei optimal versorgte Jungen der Schutz zu kurz kommen und Krankheit auftreten.
Die junge Tauben fangen dann an sich zu erbrechen und der Kot bekommt eine typisch grüne Farbe und wird dünner. Wir empfehlen dann um ein Elektrolytengetränk zu geben, zusammen mit ein säuerendes Kräutergetränk. In den Fällen wobei trotz alle vorbeugende Massnahmen immer noch Symptome auftreten ist es oft unvermeidlich um mit Antibiotika in Kapseln oder über das Futter der Schaden ein zu schränken. Wenn man keine vorbeugende Massnahmen treffen möchte durch die Säuerung des Trinkwassers kann man bei einem Ausbruch von Coli erwägen die Antibiotika ins Trinkwasser zu tun. Die Tauben trinken dann oft viel und nehmen so eine ausreichende Menge Medikament in sich auf. Im Allgemeinen sind wir keine Vorsprecher (mehr) von Trinkwassermedikation weil die Tauben meistens weniger trinken wenn etwas im Trinkwasser ist. Vor Allem bei Kuren gegen den gelben Knopf ist die Dareichung von Trinkwasserkuren volkommen unzureichend in den meisten Fällen. Viele Züchter sind nach einer Trinkwasserkur verblüfft wenn sie, im Sprechzimmer auf dem Monitor, sehen das die auf diese Weise gegebene Behandlung niet gut gewirkt hat. Unnötig müssen die Tauben dann nochmal mit Kapseln oder eine Futterkur ein zweites Mal behandelt werden.
Wie wir sehen konnten gibt es mehrere Ursachen für die Symptome die wir früher als ‘Coli’ bezeichneten. Betrachten wir die Tatsache das die Schläge wo regelmässig gegen Darminfektionen eine Kur gemacht wird, öfter und mehr Probleme zu haben scheinen mit Coli, um noch nicht zu sprechen von die in den letzten Jahren vorkommenden grosse Jungtaubenverlüste, kann es für diese Züchter vernünftig sein die etwas natürlichere Sichtweise mal genauer zu studieren.
In unsere Klinik empfehlen wir um die Jungtauben nach dem Absetzten kontrollieren zu lassen auf Trichomonaden, Hexamiten, die ‘Bully’Bakterie, Würmer und Kokzidiose. Auch gesund aussehende Tauben können hiermit infiziert sein. Ihr junges Leben anfangen zu müssen mit Eine der obenstehenden Infektionen untergräbt das Immunsystem der jungen Tiere und kann Beschwerden vom Magen-Darm-Trakt geben die zwar keine E. Coli sind, hierfür jedoch oft angesehen werden. Hier wird dann oft schon eine falsche, blinde Behandlung gegen angefangen. Diese unnötige Gabe von Antibiotika untergräbt der Aufbau von ein ordentliches Abwehrorgan. Gerade das Balgen mit die im Darm vorkommenden Bakterien macht der Abwehrorgan stärker. Unnötiges Kuren kann diese Entwicklung stagnieren. Gezielt kuren ist im jungen Alter dann auch erwünscht. Gezielt kuren ist aber nur möglich wenn man weiss was die wirkliche Ursache ist. Dazu muss man eine Untersuchung machen wollen.
Das geben von Antibiotika auf regelmässiger Basis kann auch einen Beitrag liefern an die Stabilisierung und der Reifung der Darmflora. Die oben genannte säuerenden Kräutergetränken tragen hier auch an bei. Durch die Optimierung des PH Werts im Darm ist es für schadhaften Bakterien anscheinend schwieriger sich schnell entwickeln zu können. Eine gute Darmfunktion kommt der ganzen Verfassung der Taube zu Guten und so trägt diese Vorgehensweise bei an der Entwicklung von starke und gesunde Jungen die meistens weniger schnell zum Opfer werden von Adenocoli wenn dieser durch einen erhöhten Infektionsdruck in den Körben auf der Lauer liegt. Wie gesagt ist die Darmabwehr bei diese Tauben auf ein höheres Niveau als bei die Tauben die (zu) oft mit Antibiotika (vorbeugend) behandelt worden sind. Bei die Tauben mit eine gute Darmabwehr wird eine notwendig gewordene Antibiotikakur viel schneller Effekt haben.
Wenn man die Tauben dann auch nicht erst impfen lässt gegen Paramyxo (und Herpes) wenn die Wettflügen anfangen, aber schon mit 5 bis 8 Wochen, nimmt man noch einen guten Schritt weil der Impfstress so nicht in genau die Zeit fällt, wo der Adenovirus mehr vorzukommen scheint. Das Meiden von Stress spielt ganz bestimmt eine Rolle beim vorbeugen eines Ausbruchs der Jungtaubenkrankheit. Stress senkt die Abwehr und macht dem Körper empfindlicher für Infektionen.
Unser Motto ist und bleibt: ‘vorbeugen ist immer besser als genesen’.
Viel Erfolg,
Peter Boskamp