Neuer Impfstoff

Letztes Jahr lenkte ich die Aufmerksamkeit auf das Herpesvirus. Ich wies darauf hin, dass dieses Virus auch für große Jungtaubenverluste während der Reisesaison, aber auch beim Training am Haus verantwortlich sein könnte. Die Vorfälle häuften sich im vergangenen Jahr.

Leider habe ich die ersten Fälle von Jungtauben mit offensichtlichen klinischen Anzeichen einer Infektion mit dem Herpesvirus bereits in diesem Jahr gesehen.
Es gibt Züchter deren Jungtauben starben. Bereits seit 2005 sehen wir in der Klinik einen deutlichen Anstieg der Herpesvirus Symptome bei Tauben. Auffällig ist auch, dass die Verluste bei den Jungtauben jedes Jahr steigen.
Die Verluste steigen immer dann, wenn Jungtauben von infizierten Beständen eingekorbt werden.
Die Tragödie ist, dass diese Tauben rund und glänzend eingekorbt werden und der Besitzer selbst überzeugt ist, dass seine Tauben auf dem Flug bestehen werden. Nichts ist weniger wahr, denn 25-35% der Jungtauben kommen nicht wieder.

In den letzten Jahren habe ich Züchter gesehen die entgegen den Rat Tauben gespielt haben und enttäuscht wurden. Sie haben praktisch keine Jungtaube überbehalten. Klinisch zeigen diese Tauben ausser einer geröteten Kehle keine Auffälligkeiten. Aber beim Rachenabstrich sind oft eine große Anzahl von Entzündungszellen zu finden. Abstriche bestätigen oft die Diagnose. Die Situation kann durch eine Trichomonaden Infektion verschlimmert werden, muss jedoch nicht. Streptokokken können ebenfalls vermehrt auftreten und man muss sich darum kümmern. Deshalb erfordert eine Infektion mit dem Herpes oft eine Behandlung dieser sekundären Streptokokken Infektion.
Gegen das Virus ist im Grunde wenig mit Antibiotika auszurichten. Schließlich arbeiten Antibiotika nicht gegen Viren. Sambucca nigra hat sich einen Ruf erworben, um den Kampf gegen Infektionen zu begleiten, sodass ich in Bony Sambucca in der Tat als zusätzliche Unterstützung empfehele.
Aber Bony SGR zeigt auch hier nachweisbar seine Dienste.

Bis zum Beginn dieses Jahrhunderts war das Herpesvirus allgemein bei Jungtauben als “vliesje” bekannt. Es wurde dann getröpfelt und es war weg. Viel mehr Probleme gab es nicht. Klinische Fälle von Herpesviren Infektionen waren bis dahin eine ziemlich große Ausnahme. Es sieht nun ganz anders aus.

Seit 2005 habe ich versucht, ein Unternehmen zur Herstellung eines Herpes-Impfstoffes zu motivieren. Ich hörte von einem ungarischen Kollegen, der sehr glücklich war dort einen Impfstoff zu bekommen. Aufgewachsen mit der Wissenschaft und dem Wissen, dass der Herpesvirus ungeeignet ist, um in einem Impfstoff zur Anwendung zu kommen, war ich natürlich skeptisch. Aber wenn wir uns die Entwicklungen dieser Krankheit und die schwere der Verluste bei den Jungtauben ansehen, wäre eine Impfung keine schlechte Wahl.
Die Zeit wird zeigen, ob die Impfung der Jungtauben zu den gleichen positiven Effekten führen, die ungarischen Kollegen uns melden.
Seit dem 28. März 2011 gibt es einen Impfstoff für den Einsatz gegen Herpesvirus bei Tauben. Es ist eine Kombination von Impfstoffen gegen Herpesvirus und Paramyxovirus. Der Herpes-Impfstoff sollte zwei Mal im Abstand von 3-4 Wochen injiziert werden. Vorzugsweise ab dem Alter von 5 Wochen. An und für sich ist das 2-malige impfen gegen Paramyxovirus auch bei alten Tauben, die nur einmal geimpft wurden, zu empfehlen. Möglich, dass diese Impfung einen Teil der Lösung bietet, um den Verlust der Tauben während der Jungtaubensaison zu verhindern.

Colombovac PMV Pox
Am 31. März erhielten wir die Mitteilung von unserem Großhändler, dass keine Nachlieferung des Kombinationsimpfstoffes erfolgt, weil er wahrscheinlich bis Juli nicht mehr verfügbar ist. Unser Bestand für diesen Impfstoff schrumpft schnell da so bald kein Pockenimpfstoff zur Verfügung steht.

Impfstoffe bleiben knapp. Die Lieferung der Paratyphus-Impfstoffe ist wieder offen. Es ist unbekannt, wann dieser Impfstoff wieder verfügbar ist.


Viel Erfolg
Peter Boskamp

Zwischenspiel

Das Thema Trichomonaden wird für mein Gefühl so oft angesprochen, dass ich angenommen habe jeder weiß, dass dieser Parasit ernsthaft angegangen werden sollte. Dies, damit die wenigen wirksamen Mittel nicht auch noch den Resistenzen zum Opfer fallen.

 

In den vergangenen Wochen in der Klinik, aber auch während eines Untersuchungsabends vor Ort, war ich doch sehr überrascht als ein Züchter stolz sagte, dass "jeder doch weiss, dass man Trichomonaden nicht zu oft und nicht so lange behandeln sollte da die Mittel doch sehr stark seien."
Aber auch in der Klinik bekomme ich immer die Bemerkung, "2-3 Tage Behandlung ist doch sicherlich genug"?

 

Die Trichomonaden müssen wir ernsthaft angehen. Sollten wir uns hartnäckig weigern kommt bald eine Zeit der Multiresistenzen. Dies muss offensichtlich weiterhin wiederholt werden. Entschuldigung an alle welche diese Information als alte Nachricht bewerten. Für diese Gruppe schreibe ich auch nicht diesen Newsletter.
Ich habe in der Vergangenheit einmal in einem Katalog in der Rubrik "Wussten Sie, ?....' diesem Thema bereits behandelt.
Vielleicht ist es angebracht, dies hier einzubringen:

 

 

Wussten Sie schon ?.....
... Um Trichomonaden zu bekämfen eine vier-bis fünffach höhere Dosis im Vergleich zu Mitte der neunziger Jahre des letzten Jahrhunderts benötigt wird?
... Die erhöhte Resistenz vor allem durch unsachgemäße Behandlung von vielen Züchtern entstanden ist?
... Die zu kurzen Behandlungszeiten dazu führen, dass die stärksten Parasiten überleben und diese dann weiter mit steigenden Dosen bekämpft werden müssen?
... Die Resistenzen in den letzten Jahren stetig gestiegen sind?
... Ich früher die Infektionen mit Stufe 4 bewertete und heute mit 5 bis 6 einstufe?
... Jeder Züchter ein Interesse an Heilung haben sollte? Das bedeutet lange genug und hoch genug dosiert.
...Alle Trichomonadenmittel mit einander verwandt sind und dass die Resitenzen gegen diese Medikamente schnell entstehen?
... Trinkwasser- Kuren im Winter nicht angemessen sind, da die Tauben in der Regel zu wenig trinken? (Die Forschung hat gezeigt, dass oft nur ein Drittel der erforderlichen Dosis auf diese Weise aufgenommen wird).
... Die Wirkung der Behandlungen über das Futtert besser ist als über das Trinkwasser?
... In Monaten mit "R" keine Trinkwasserkuren durchgeführt werden sollten?
... Individuelle Behandlungen bei weitem vorzuziehen sind gegenüber Futter- und Trinkwassserkuren?
... Bei einer leichten Trichomonaden-Infektion eine Tablette oder Kapsel als ausreichend gilt, aber in 3-4 + Infektionen zwei Tage in Folge behandelt werden sollte?
... Im Fall von Super-Infektion ist eine 3 Tage-Behandlung leider notwendig geworden?
... Im Fall von Super-Infektion die anschliessende Kontrolle nach der Behandlung sinnvoll ist, um Resistenzen entgegenzuwirken?
... Eine Behandlung über das Futter oder Trinkwasser mindestens 6 Tage dauern sollte um Resitenzen zu verhindern.
... Dass kurze Behandlungen von 1-3 Tagen im Trinkwasser einmal im Monat vermieden werden sollten, da die Wahrscheinlichkeit von Resistenzen steigt?
... Wenn sie dies nicht lassen können, weil sie dies schon 30 Jahre so machen, auch nach einer solchen Behandlung zu einem Tierarzt zur Kontrolle gehen sollten?
... Bei einem Produkt mit 20% Ronidazol die Wirksamkeit ebenso gross ist wie bei einem Produkt mit 10% bzw. 5% dieses Wirkstoffes, vorrausgesetzt die Dosierung stimmt. (Ein Züchter erzählte mir mit ernstem Gesicht, dass er nur noch mit 20%igem behandelt, denn das wäre ja stärker.)
Die Säuerung von Trinkwasser ... zwar das Wachstum der Trichomonaden hemmt aber niemals die Bahndlung gegen diese Parasiten ersetzen kann?
... Diese Informationen bakannt sind, aber offenbar viele Züchter noch überzeugt werden müssen?

 

 

Viel Erfolg

Peter Boskamp