Verborgene (?) Leiden (4) - Jungtauben
In den letzten Wochen erreichten mich als Reaktion auf die Newsletter vom Mai viele E-Mails. Als Denkanstoß vorgesehen provozierte ich verschiedene Reaktionen. Bei vielen Züchtern auch das Erkennen eigener Probleme. Natürlich gab es auch Züchter, welche mit den, in diesen Berichten benannten Symptome noch nie zu tun hatten. Alles ist möglich. Es ist nicht alles schwarz und weiß.
Ich war in den letzten Tagen abwesend. Als ich meine Mailbox öffnete, hatte ich viele mails in denen Probleme mit den Jungtauben beklagt wurden. Probleme wie Gleichgewichtsstörungen, gelbe Beläge im Rachen, gelblicher oder grünlicher Mist, Erbrechen, Ausbleiben etc.
die Frage nach einer guten Medizin.
Natürlich verstehe ich die Probleme. Und wenn das Haus bereits in Flammen steht, sollten wir nicht versuchen, Feuermelder aufzuhängen und andere brandverhütende Maßnahmen vorzunehmen. Das Feuer muss gelöscht werden.
Nicht mehr und nicht weniger. Aber es muss gleichzeitig über Maßnahmen nachgedacht werden, in Zukunft das Malheur zu verhindern.
Die möglichen Ursachen des Elends haben wir in den verschiedenen Newslettern im Juni beschrieben.
Rückblick
Wenn wir über Jungtauben sprechen sagen viele (ältere) Züchter, dass die heutigen Krankheiten früher nicht da waren. Warum gerade jetzt, ist dann oft die Frage.
Früher. Ja auch ich bin seit rund 30 Jahre Tierarzt. Ich weiss auch noch wie es früher war. In den 80 Jahren des letzten Jahrhunderts erschien die Taubenmedizin viel einfacher als heute. Es gab auch Krankheiten. Aber wenn wir nach Trichomonaden, Hexamiten und Ornithose gesucht und Kot auf Kokzidiose oder Würmer untersucht hatten, dann waren wir schon weit fortgeschritten. Wir sahen bei den Jungtauben manchmal das „vliesje" (Herpesvirus), aber das war etwas, dass uns die Stirn runzeln lies. Die Paramyxoausbrüche der 70er haben wir durch Impfung unter Kontrolle gebracht. Kurz gesagt, wir haben mit einfachen Medikamenten und Untersuchungen viel Leid beseitigt.
Ende der 80er Jahre kam das „Moospicken". Zunächst war dies mit einem einfachen Medikament zu lösen. Aber später waren schwerere Medikamente notwendig. Solch drastische Mittel, dass ich mich zu fragen begann, ob diese nicht Schlimmer sind als die Krankheit selber.
Das war die Zeit, als ich anfing darüber nachzudenken, einen natürlicheren Umgang mit den Tauben zu suchen. Ich bemerkte dies mit einiger Erheiterung. Warum war das notwendig? Schließlich gab es immer noch Medikamente, welche die Krankheit heilen konnten.
Glücklicherweise gab es einige Liebhaber, die meine Ansicht teilten. Dass es eine katastrophale Entwicklung sein könnte, wenn wir immer weiter auf Medikamente setzen.
Im Wesentlichen war es die Unterstützung dieser Züchter welche mir die Motivation gab, gegen den Strom zu arbeiten.
Die Philosophie war damals und ist auch heute noch die gleiche: die Widerstandsfähigkeit der Tiere so weit als möglich zu entwickeln. So können wir verhindern, dass die Vielzahl von Krankheiten, die die Tauben bedrohen, die Tiere beherrschen.
Denn der Kampf ist ein bisschen ungleich geworden. Die Probleme des „Moospicken" wurden immer größer und sind heute eine Kombination von E.coli und Adenovirus. Ich schreibe dies mit Nachdruck. Das bedeutet nicht, dass dieses ursprüngliche Krankheitsbild nicht mehr besteht. Aber jetzt ist es mit anderen Krankheiten gemischt, sodass es nicht mehr so einfach ist, von Adenocoli zu sprechen. Viele Züchter klammern sich an die Idee, dass es immer noch nur mit Antibiotika und wieder Antibiotika geht. Oft mit wenig Erfolg oder keinem Ergebnis.
Die Krankheit ist in einigen Fällen komplizierter geworden. Deshalb ist es besser, von Jungtaubenkrankheit zu sprechen.
Ich weiß, dass die Wissenschaftler von den Krankheitsbildern entsetzt sind, und es vorziehen, die Ursache zu suchen. Ich glaube jedoch, dass es richtig ist, die volle Aufmerksamkeit auf die zusätzlichen Infektionen zu lenken, welche die grösseren Probleme verursachen.
Gegen Ende des letzten Jahrhunderts wurde erstmals das Circovirus bei Tauben festgestellt und es scheint, dass dieses Virus einen großen Einfluss auf die Entwicklung der Jungtaubenkrankheit hat.
-Wird fortgesetzt.
Viel Erfolg
Peter Boskamp