Newsletter May 2011-2

Verborgene (?) Leiden (2)

 

Im letzten Newsletter sprachen wir über Tauben, denen trotz bester Betreuung und der Verabreichung verschiedener Antibiotika nicht zu helfen zu sein scheint. Die Lüftung im Taubenschlag kann hier ein bedeutender Faktor sein, welche eine Heilung verlangsamt und das eigentlicher Problem noch verschlimmert.
Aber wenn wir davon ausgehen, dass auf dem Taubenschlag ursprünglich Preise ohne übermäßige Gabe von Antibiotika erreicht wurden, muss es ein anderes Problem geben.


Es gibt in dieser Gruppe einige Fällen, bei denen im Winter ein Paratyphuskur erfolgte und sonst nichts (es sei gefragt, was dabei der eigentliche Nutzen sein soll). Je näher die Wettflugsaison kommt ist auffällig, dass die Tauben immer schlechter trainieren, dies ohne erkennbare Ursache. Sie zeigen keine Symptome von Atemwegs- oder anderen Problemen. Sie haben eine schlechte Gefiederqualität und das Fleisch ist zu blau.


Ein Besuch beim Tierarzt zeigt evtl. einen leichten Kokzidien-Befall im Kot und einige Trichomonaden. Dies wird behandelt und es tritt wenig Besserung ein. Dann zur Sicherheit wird noch eine Kur gegen Erkrankungen der Luftwege durchgeführt. Auch das ist nicht wirklich hilfreich. Von Jan, Piet oder Klaus hört man dann, dass man dieses oder jenes doch noch einsetzen soll, .... aber auch das hilft nicht. Dann kommt Baytril, denn seitdem es bekannt ist hat es den Ruf, dass es gegen alles hilft, nicht wahr? Jedoch zeigen die Tauben immer noch wenig Verbesserung. Ein weiterer Tierarzt spritzt die Tauben. Dies scheint zu einer Besserung zu führen .. aber doch nicht wirklich. Unterdessen hat man alles probiert und der Frust nimmt weiter zu.
Es sind doch bewiesen gute Tauben, was ist das ?


Wenn Ihnen die Geschichte bekannt vorkommen sollte so sollten Sie wirklich darüber nachdenken, ob die Ursachen viraler Natur sind oder auf eine Pilzinfektionen durch übermäßigen Antibiotikaeinsatz zurück zu führen sind. Und, lassen Sie es an sich heran, dass es auch ausselektierte Staphylokokken durch unsachgemäßen Einsatz von Antibiotika sein können.


Ich komme jedes Jahr darauf zu sprechen. Die Intensität der Probleme durch Virusinfektionen nimmt immer mehr zu. Ich habe in früheren Newslettern erklärt, dass Circoviren seit Beginn dieses Jahrhunderts eine Rolle im Taubensport spielen. Das Virus kann von den Eltern auf die Jungen bereits über das Ei übertragen werden und damit eine dauerhafte Infektion auf dem Schlag bewirken. Das Schlimme des Virus ist, dass es die Tauben anfälliger für (Virus)-Infektion macht. Infektionen welche daher in der Lage sind, sich länger in der Taube aufzuhalten. Dies können Herpesviren, Influenza-Viren, oder auch die Adenoviren und das Paramyxovirus sein.


Da wir heute in der Lage sind das Vorhandensein von Viren bei Tauben mit einfachen Tests zu ermitteln, stellen wir fest, dass mehrere Schläge mit chronischen Viren-Problemen zu kämpfen haben. Dies führt zu schlechten Flugleistungen und hohen Verlusten. Die Ernsthaftigkeit dieses Problems nimmt mit steigender Taubenzahl an.


Oft hören wir, dass mit Tauben aus einem Schlag mit dauerhaften Problemen auf einem anderen Schlag mit weniger Tauben viel besser gereist wird. Hier spielt der Stressfaktor bedingt durch den Populationsdruck eine wesentliche Rolle. Auch der Hygienefaktor. Welches bedeutet, dass wir sicherstellen müssen, dass aufgrund der Zunahme der Taubenzahl in den Schlägen die Gesundheit nicht durch den Einsatz von zusätzlich Antibiotika erhalten bleibt. Eine hundertprozentig unerwünschte Situation.


Wenn wir nun auf den leistungsschwachen Problemschlag zurückkommen, dessen Tauben trotz verschiedener “Nachhilfen” durch Antibiotika keinen nennenswerten Erfolg aufweisen wird klar, dass dies nicht der richtige Weg ist.
Sicherlich wurde nicht durch Untersuchungen festgestellt, dass es sich um eine Viruserkrankung handelt.
Was in solchen Fällen erforderlich ist, ist Geduld und Abwarten sowie die Unterstützung der natürlichen Abwehrkräfte.

Die Gabe von Antibiotika bei viralen Infektionen ist dann sinnvoll, wenn offensichtliche Krankheitssymptome vorliegen und sekundäre Infektionen bekämpft werden müssen, aber es löst das eigentliche Problem nicht.
Wer einmal Grippe hatte weiß, wie er oder sie sich fühlt und es dauert Wochen bis man wieder zu Höchstleistungen fähig ist. Dies erfordert Erholung. So ist es auch mit unseren Tauben. In diesen Fällen mit Antibiotika eine "Lösung" zu erzwingen ist so als spanne man den Karren vor das Pferd.
Die Gabe von unnötigen Antibiotika wirkt negativ auf die Darmflora welche die Taube eigentlich für die Genesung braucht.

 

Wie Sie die Erholung unterstützen können, darauf komme ich gleich noch zurück. Zuerst ein paar Worte über die vorhandenen Viren. Schlaggegebenheiten, Stressfaktoren, das Vorhandensein des Circovirus, schlechte hygienische Bedingungen und Infektionsdruck durch zu viele Tauben sind Faktoren, die dazu führen, dass Tauben sehr viel länger mit einem viralen Infektiondruck zu kämpfen haben.

 

In diesen Fällen empfehlen wir, gegen das Virus zu impfen sofern ein Impfstoff verfügbar ist. Derzeit sind dies leider nur die Paramyxovirus- und Herpesvirusimpfung. Im vergangenen Jahre haben wir gesehen, dass jährige Tauben trotz Impfung trotzdem erkrankt sind. Die Ursache ist, im Gegensatz zu dem, was viele Leute glauben nicht gleich ein schlechter Impfstoff. Das Circovirus spielt hier eine wesentliche Rolle. Wo dieses Virus vorhanden ist reagiert der Taubenorganisimus bei einer Impfung mit dem Paramyxo-Impfstoff nicht ausreichend. Die erworbene Immunität ist unzureichend und die Tauben werden mehr oder weniger zu asymptomatische Trägern des Paramyxovirus.
Das Vorhandensein dieses Virus, aber auch des Herpesvirus kann dazu beitragen, dass die Tauben nicht in der Lage sind, ihre normale Form zu ereichen.