Gemeinsam stärker
Im Laufe der Zeit bekomme ich regelmäßig weitere Anfragen mit der Bitte, Themen in meinen newslettern aufzugreifen. Adenocoli, Herpes, Streptokokken, Ornithose u.s.w..
Das mache ich dann auch regelmässig. Aber in diesem Newsletter möchte ich noch einmal auf die Notwendigkeit eingehen, in die Gesundheit der Tauben Vögel zu investieren, anstatt zu warten, bis die Vögel krank werden und dann mit einem Medikament zu versuchen den Schaden zu reparieren.
Ich werde auch regelmäßig gefragt ob ich auch garantieren kann, dass die Tauben nicht krank werden wenn man dem natürlichen Ansatz folgt. Ich sage dann aus ganzem Herzen, dass ich das nicht kann. Das wäre zu schön um wahr zu sein. Man hält mir oft entgegen, dass ich doch auch Medikamente verschreibe. Ich neige dann dazu, mich hinter dem Ohr zu kratzen und zu sagen, dass Köln und Aachen auch nicht an einem Tag erbaut wurden und dass die Ergebnisse dieses alternativen Ansatzes etwas auf sich warten lassen. Man darf nicht glauben, dass der natürliche Ansatz sofort Wirkung zeigen kann.
Es ist ein recht langer Weg bevor man von einem anderen Ansatz profitieren kann. Und wie ich bereits sagte gibt es keine Garantie, dass die Tauben nicht krank werden. Es entspricht jedoch unseren Erfahrungen, dass Tauben welche nicht für jede Kleinigkeit Medikamente bekommen und gut vorbeugend versorgt werden viel eher mit Krankheiten fertig werden. Aber nicht nur das. Sie unterliegen nicht so schnell der Gefahr, an typischen Krankheiten wie z.B. der Ornithiose bei Jungtauben zu leiden.
Darüber hinaus bekommt man eine zusätzliche Chance besser zu selektieren.
Im Prinzip müsste ich diesen Newsletter gar nicht mehr schreiben.
Denn es ist doch wohl klar, die Tauben so optimal wie möglich zu pflegen. Zum Glück tun die meisten Züchter dies auch. Darum bringt dieser Newsletter kaum zusätzlichen Nutzen. Aber es gibt doch noch eine grosse Gruppe die weiterhin an die Wunder der Medizintöpfe glauben will. Schnell werden Probleme übertüncht.
Taubensport ist heute Spitzensport. Und alle Züchter, die nicht optimal versorgen, sind auch eine Gefahr für die anderen.
Es Es ist eine Weile her als ich schrieb, dass es möglich ist, Tauben mit einem guten natürlichen Ansatz ohne Medikamente zu reisen. Die Tauben innerhalb unserer Studie haben von der Geburt an bis zu den Wettflügen keine Medikamente bekommen. Sie waren frei von Würmern, Kokzidien, Hexamiten, Trichomonaden und Atemwegsinfektionen. Auch auf den ersten Flügen war alles in Ordnung. Aber zu einem gewissen Zeitpunkt, passierte das Unvermeidliche. Einer unserer Züchter aus unserer Untersuchungsgruppe musste bei einem „Hühnerzüchter“ einsetzen. Dies war jemand, der sich nicht um die Gesundheitsvorsorge kümmerte. Innerhalb einer Woche hatten eine Reihe von Tauben dicke gelbe Beläge und eine Infektion der Atemwege. Ergebnis: der Liebhaber, der für seine Tauben alles getan hatte musste behandeln. Nun, der natürliche Ansatz bildete eine gute Grundvoraussetzung und die Probleme waren sehr schnell behoben.
Im Prinzip ist festzustellen, dass Taubensport Topsport geworden ist und eine Gesundheitsüberprüfung notwendig ist, um nicht immer blind zu behandeln.
All diese blinden präventiven Behandlungen bewirken, dass die natürliche Gesundheitsbalance, die wir alle wollen, untergraben wird.
Also, während einer Taubensaison ist es in unserer Klinik ein Kommen und Gehen von Züchtern. Ein Teil ist für die routinemäßige Kontrolle da und es muss normalerweise nicht viel getan werden. Ein anderer Teil kommt zum ersten Mal und ich stelle fest, dass noch gegen viele vernünftige Regeln verstossen wird.
Also trotz aller Informationen hören wir immer noch, dass es gut sein soll, alle zwei bis drei Wochen für einen oder zwei Tage etwas gegen Trichomonaden ins Trinkwasser zu geben. Ich sehe dann sehr überraschte Züchter wenn sie sehen, dass ihre Tauben trotzdem mit Trichomonaden infiziert sind. Natürlich ist dann das verwendete Mittel schuld. Dies weil diese Züchter nicht akzeptieren wollen, dass es bereits eine ansteigende Resistenz gegen verwendete Wirkstoffe gibt.
Jetzt ist es in den letzten Wochen sehr warm gewesen und die Tauben trinken mehr. Im allgemeinen kann man sagen, dass Trinkwasserkuren gegen Trichomonaden, vor allem bei kurzzeitigen Gaben, absolut keine Garantie mehr sind, dass alle Infektionen verschwunden sind.
Eine ausreichend lange Anwendung und eine Dosierung, die hoch genug ist kann dies verhindern. Anwendungen über das Futter oder mit Tabletten oder Kapseln werden bevorzugt.
Ich kann nicht genug wiederholen, dass wir alle gemeinsam die Verantwortung für die Resistenzen von Trichimonaden gegen Trichomonadenmittel tragen. Allmählich stellen wir fest, dass die üblichen Behandlungen nicht mehr genug helfen. Leider gibt es keine Alternativen. Also sollten betroffene Züchter mit geeigneten Mitteln behandeln und mit dem sorglosen Umgang mit Trichomionadenmitteln aufhören. Wir leben nicht mehr im Jahre 1975.
Ich rede über weitere Sünden. So höre ich immer wieder von Kuren mit einer halben Dosierung mit Baytril, Baycox, Ronidazol. Deshalb weil Tauben bei vollständiger Dosierung an Form verlieren sollen. Dies ist grundsätzlich zum jammern. Ihr Arzt kann dann nur versuchen in einer ruhigen Art und Weise deutlich zu machen, dass dies so falsch ist wie es falscher nicht sein kann. Die Antworten der Züchter machen deutlich, dass sie im Hinblick auf den Einfluss auf das Immunsystem unwissend sind. Einige sind sicherlich bereit, diese ungesunde Angewohnheit aufzugeben. Aber wir sehen eine Reihe von Züchtern die einfach nicken und denken: "Ja, rede Du mal. Ich mache es seit Jahren so und das ist gut so”. Diese Liebhaber sind nicht überzeugt. Oft schreien die am lautesten wenn die Untersuchungen zeigen, dass bei ihren Tauben die Bakterien gegen viele Antibiotika resistent sind.
Das Traurige dabei ist, dass die Tauben von anderen Züchter mit diesen Tauben in Berührung kommen.
Tatsächlich sind die Chancen, dass diese Bakterien die eigenen Tauben befallen gross. So werden unbeabsichtigt unerwünschte, resistente Bakterien im Laufe der Zeit übernommen. Ohne es zu wollen, verderben diese Züchter den Spaß am eigenen Hobby.
Ich könnte auch noch mehr von diesen Geschichten erzählen, aber ich will nicht schwarz malen. Ich möchte nur sagen, dass wir gemeinsam die Verantwortung für einen weisen Umgang mit der Anwendung von Antibiotika in unser Hobby tragen. Und wir müssen verhindern, dass andere mit den Fingern auf unseren Sport zeigen, weil es Züchter gibt, die bereit sind uns zu ruinieren. Wörtlich und bildlich.
Ziel des natürlichen Ansatz ist es, auf eine natürliche Weise so gesund wie möglich zu halten. Darum geht es eigentlich in diesem Newsletter. Und dazu gibt es Möglichkeiten. Wir müssen erkennen, dass wir im Laufe der Jahre einen sehr sorglosen Umgang mit Pillen und Pulvern gegen alles entwickelt haben. Eine nehmen und der Rest kommt von selber. Das war so die Vorgehensweise.
Dieser Ansatz wurde allmählich alltäglich. Und natürlich hat derjenige, der gewinnt immer recht. So sahen die Züchter, dass ihre Kollegen mit Pulvern und Pillen gegen alle Krankheiten besser spielten. Und wer will das nicht. Doch wie ich bereits sagte, drohen wir das Kind mit dem Bade auszuschütten und wegzuwerfen.
Medikamente sind keine Lösung gegen jedes Übel. Atemwegsmedizin zu geben, um eine schlechte Belüftung im Schlag zu behandeln ist auf längere Sicht ein heilloser Weg. Es muss ein Lüftungsspezialist her.
Und so gibt es mehrere Übel, die durch Medikamentengaben überdeckt werden.
Es ist ausserordentlich wichtig, dass junge Tauben gut im Nest aufwachsen. Dort beginnt alles. Dort ist die Basis. Wenn die jungen Tauben von Eltern stammen die Trichomonaden haben, sollte man nicht erwarten, dass die Jungen ohne Medikamente gesund bleiben bis die Vorflüge anfangen. Der Widerstand dieser Tiere ist schnell verbraucht weil zu viel Energie verschwendet wird. Energie, die diese Tiere sonst verwenden könnten, um ein besseres Körperwachstum zu erlangen. Sollte man dann nicht aber ganz schnell zum Medizinpott greifen, um das das Bösezu bekämpfen? Wenn es schon so weit ist, dass es nicht anders geht und es sein muss, um den Schaden zu begrenzen so muss es eben sein. Aber wir müssen besser handeln bevor es so weit kommen kann. Eine gute Trichomonadenkur während des Brütens. Unterstützung der Nachwuchses durch gutes Futter, gut dosiert so dass die Jungen gut aufwachsen können. Geben Sie genügend Omega-3-Öle, so dass die Jungen ihr Gehirn entwickeln können und sorgen Sie für einen gesunden Darm, damit der Darm richtig funktionieren kann und nicht über kurz oder lang gegen alle Infektionen geheilt werden muss.
Beginnen Sie einen Schritt früher und sorgen Sie dafür, dass die Eltern auf ihre Gesundheit überwacht werden. Ich sehe nicht wenig Züchter dessen Tauben Kokzidien, Würmer, Atemwegsinfektionen und Trichimonaden u.s.w. haben. Wie sollen die Jungen gut aufwachsen, wenn sie von Geburt an mit einem Rucksack voll Elend aufwachsen müssen. Tauben wachsen sehr schnell und der Weg hin in ein Taubenleben geht so rapide, dass wir alles in dieser Zeit tun müssen, dass sie gut aufwachsen. Genau dann wird die Basis für das ganze Leben gelegt.
Natürlich kann es Umstände geben die einem Strich durch die Rechnung machen können. Sollte man das Pech haben eine Circovirus-Infektion auf den Schlag zu bekommen hat man ein ernstes Problem.
Ein wirklich ernstes Problem. Dann beginnen die Jungtauben mit einem geschwächten Immunsystem. Dann haben sie keine Fähigkeiten die banalsten Krankheiten zu überwinden. Impfungen schlagen dann nicht an. So ist es möglich, dass diese Jungen trotz Impfung Anzeichen einer Paramyxovirus-Erkrankung zeigen. Ich bin sicher, dass dieses Virus auch verantwortlich dafür ist, dass in den letzten Jahren so viele Jungtauben mit dem Herpes-Virus zu kämpfen haben. Wir können feststellen, dass es besonders die Viren sind welche in erster Linie die Gesundheit der Tauben stark beeinflussen. Krankheiten, bei denen wenig Hilfe von einem Medikament zu erwarten ist. Nur Vorbeugung durch Impfung kann hier helfen. Aber dann müssen auch Impfstoffe zur Verfügung stehen. Antibiotika bieten wenig oder keinen Nutzen, leider. Frustration ist dann bei den Züchtern das Ergebnis. Warum immer meine Tauben und nicht die des Kollegen. "Warum schlagen die Medikamente bei ihm an ?"
Ich sehe viele Züchter mit ihren Jungtauben leiden deren Krankheiten eine Folge ihres mangelhaften Immunsystems sind. Teilweise als Folge der oben genannte Circovirus-Infektion, aber teilweise auch durch eine Gesundheitsvorsorge, die vor 20 Jahren noch zum Erfolg führen konnte aber in der heutigen Zeit des Top-Sportes völlig unzureichend zu sein scheint. Diese Züchter sehen verstehen jedoch nicht. Sie sehen nicht, dass ihr Ansatz zur medizinischen Versorgung unzureichend ist. Sie fahren fort, sich zu sehr auf die Wunder in den “Pöttchen” zu verlassen.
Aber noch einmal, es gibt keine Garantie dafür, dass die Umstellung auf eine bessere Gesundheitsvorsorge sofort zum Erfolg führt. In der Tat muss das Material, mit dem die Wettflüge betrieben werden, gut sein. Aus einem Esel kann kein Rennpferd werden, auch nicht mit den besten Futterergänzungsprodukten. Was man mit einer gründlichen Gesundheitsvorsorge erreichen kann ist, dass die Tauben eine faire Chance haben. Sie können zeigen, was sie können.
Auf der einen Seite hat der Top-Sport bei den Tauben dafür gesorgt, dass die Gesundheitsvorsorge notwendig geworden ist und auf der anderen Seite hat die Zunahme der viralen Infektionen daür gesorgt, dass noch mehr Wert darauf gelegt werden muss. Und das bedeutet auch, ein gesundes Immunsystems bei heranwachsenden Tauben. Die Medikamentengabe sollte ausschließlich für eine unvermeidliche Notwendigkeit reserviert sein, für solche Fälle, in denen ein Tsunamie an Infektionsdruck eine Abwehr der Krankheit auf natürlichem Wege unmöglich macht.
(wird fortgesetzt)
Ihr
Peter Boskamp